wissenschaftliche Grundlagen der Vaterschaftsanalyse

In jeder Körperzelle eines Menschen ist seine gesamte Erbinformation gespeichert. Diese Erbinformation ist bei jedem Menschen anders (außer bei eineiigen Zwillingen).

Die Erbinformation liegt dabei doppelt vor, je ein Satz vom Vater und von der Mutter. Somit kann man beim Kind typische Merkmale der Eltern wiederfinden.

Hierzu wird nicht die gesamte Erbinformation betrachtet (das wäre zu umständlich, die gesamte Erbinformation eines Menschen ist ca. 3 Milliarden „Buchstaben“ lang!), sondern nur einige besonders markante Stellen, deren Größe auf den beiden Erbinformationssätzen gemessen wird.

Betrachtet man nun die Probe des Kindes, so muss sich immer einer der beiden gemessenen Werte in der Probe des Vaters wiederfinden lassen (der andere Wert stammt dann von der Mutter). Ist dies nicht der Fall, so ist die Vaterschaft eindeutig ausgeschlossen.

Umgekehrt wird es etwas schwieriger: Stimmt ein gemessener Wert mit dem des vermuteten Vaters überein, dann ist es ja immer noch möglich, dass dieser Mann zufällig die gleiche Information in sich trägt - so wie zwei Menschen die gleiche Augenfarbe haben können, ohne miteinander verwandt zu sein. Deshalb werden in einer Verwandtschaftsanalyse immer mehrere solcher markanter Stellen (bei uns sind es immer mindestens 16 verschiedene!) gemessen und statistisch ausgewertet. Mit jeder weiteren gefundenen Übereinstimmung wird ein „Zufallstreffer“ immer unwahrscheinlicher. Am Ende dieses biostatistischen Verfahrens liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Probe tatsächlich vom biologischen Vater stammt, meist über 99,99% (im Defizienzfall meist 99,9%)! Die Vaterschaft gilt dann als praktisch erwiesen. Um eine höhere Genauigkeit zu erreichen, können weitere Merkmale untersucht werden.

Wenn zusätzlich zu den Proben von Vater und Kind auch eine Probe der Mutter vorliegt, kann direkt zugeordnet werden, welche Erbinformation von der Mutter stammt, und welche also beim Vater zu suchen ist. Damit wird der Kreis der potentiellen Väter weiter eingeengt - die ermittelbare Vaterschaftswahrscheinlichkeit steigt im Durchschnitt um den Faktor hundert bis tausend!

Übrigens werden bei dieser Untersuchung wirklich nur die Längen von informationslosen Abschnitten der Erbsubstanz gemessen; Aussagen über Eigenschaften, Krankheiten, Neigungen usw. sind in aller Regel nicht möglich (Ausnahme: Geschlecht, Chromosomen-Aberrationen).